FOX DPX2 im Test: Der Nachfolger des Float X fährt groß auf

2022-10-14 23:59:44 By : Mr. David Ding

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FOX DPX2 im Test: Der Float X geht in Rente und macht Platz für ein Kraftpaket, welches die Brücke zwischen DPS und Float X2 schlagen soll. Eine neue Architektur in Kombination mit verbesserter EVOL Luftkammer, drei wählbaren Druckstufen-Modi, fein einstellbarem offenem Modus und werkzeugfreier Zugstufenverstellmöglichkeit macht ihm zum idealen Spielgefährten der FOX 36 EVOL.

Wenn man heute eine Produktvorstellung liest, dann könnte man fast meinen, dass man keinen Spaß auf den Trails hat. Warum? Trailfahren ist momentan immer aggressiv. Was die Hersteller mit aggressive Trailriding beschreiben, sind in der Regel Produkte, die zwischen Crosscountry und Enduro liegen – mit Tendenz zu Enduro. Ihre Nehmerqualitäten sollen dementsprechend auch rabiater Fahrweise in grobem Gelände mit wenig Federweg gewachsen sein. Der FOX DPX2 ersetzt den Float X und vereint verschiedene Technologien von DPS, Float X2 und Automotive-Dämpfern aus dem Ford Raptor, der ebenfalls von FOX bestückt wird.

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Der FOX DPX2 glänzt im bekannten Kashima: Die EVOL Luftkammer ist einteilig geworden und wird, je nach Herstelleranforderung, in verschiedenen Größen angeboten. Spannend wird es am Übergang zum Ausgleichsbehälter: Die fummelige Verstellung der Zugstufe via dünnem Innensechskant ist verschwunden, stattdessen ist ihr in einer Art Hammerhai-Optik die dreistufige Druckstufe gegenübergestellt. Sie ist im offenen Modus mit Hilfe eines 3 mm Innensechskantschlüssels auf die Bedürfnisse des Fahrers in 10 Stufen einstellbar. Druckstufen-Hebel und Zugstufenrad sind mit und ohne Handschuhe leicht zu bedienen.

Vergangene Saison sahen wir in der EWS unterschiedlichste Technologien bei den Profis. Abfahrten, welche in ihrer Länge ein Vielfaches eines Downhill-Worldcup-Runs entsprechen, verlangten nach konstantem Dämpfungsverhatlten und verbessertem Hitzemanagement. Mehr und mehr Float X2 und stahlgefederte X2-Dämpfer fanden in den Bikes der Profis Verwendung.

Bei Bikes mit Trinkflaschen-Option ist Bauraum oft knapp. Fox addressiert dies mit einem abgespeckten Gesamtvolumen des DPX2 gegenüber dem Vorgänger Float X. Optional haben Hersteller die Wahl zwischen den altbekannten (imperial) sowie den neuen (metric) Dämpfereinbaulängen, um insbesondere über die Trunnion-Mount Platz zu sparen.

Wir erklären euch ganz genau, wie die Federung und Dämpfung beim neuen FOX DPX2 funktionieren.

A. Während des Einfedervorgangs fließt das Öl durch zwei parallele Wege: 1. Durch die Compression-Ports und das sogenannte Valve-Stack am Hauptkolben 2. Durch den Schaft zum oberen Dämpferauge

B. Die Ölmenge, welche durch den Schaft gelangt, findet ihren Weg durch die Compression-Ports am Hauptventil unter dem blauen Hebel.

C. An dieser Stelle gibt es drei Optionen für das Öl, je nach Hebellage (open, middle, firm). Wie bereits erwähnt, kann von außen Einfluss auf den offenen Modus genommen werden. 1. Nach dem Passieren einer der drei Wege fließt das Öl durch ein Rückschlagventil in Richtung Zugstufe 2. Das vom Schaft verdrängte Ölvolumnen setzt den IFP (internal floating piston) im Ausgleichsbehälter in Bewegung

D. Rückfließendes Öl gelangt durch die Zugstufendämpfung in den ringförmigen Hohlraum zwischen innerem und äußerem Schaft A. Rückfließendes Öl fließt zurück in die Hauptölkammer.

A. Während des Ausfederns fließt das Öl ebenfalls in zwei parallelen Kreisen: 1. Durch die Zugstufen-Bohrungen und das sogenannte Valve-Stack am Hauptkolben 2. Durch den ringförmigen Hohlraum zwischen innerem und äußerem Schaft in Richtung oberes Dämpferauge

B. Öl fließt durch die Zugstufen-Bohrungen ins Base-Valve

C. Am Base-Valve wird das Öl in der Fließgeschwindigkeit durch die von außen vorgenommenen Einstellungen verlangsamt. 1. Über ein Rückflussventil gelangt das Öl zum Compression-Port 2. Vom Schaft verdrängtes Öl im Ausgleichsbehälter fließt ebenfalls zurück

D. Das zirkulierende sowie das verdrängte Öl fließt zurück durch den Compression-Port in den oberen Teil des Dämpfers und in den inneren Schaft. A. Rückfließendes Öl fließt zurück in die Hauptkammer

Alle Buchsen sind Standard und identisch zu vergangenen Modelljahren bei FOX. Hier gilt es lediglich die richtige Breite des Rahmens auszumessen und den Dämpfer zu montieren. Das Setup gestaltet sich ebenfalls sehr simpel. Luftdruck nach Herstellerangabe oder Vorliebe (Sag) einstellen, dann die Zugstufe anpassen und die Druckstufe mit einem 3 mm Innensechskant in die Mitte des Einstellbereichs stellen (10 Klicks Gesamtumfang). Je nach Vorliebe kann man später noch nachjustieren, aber diese Einstellung bietet bereits eine sehr gute Ausgangsposition.

In der „Firm“ Einstellung wandelt sich das Rad in ein wahres Kletterwunder – aber nicht, weil man ein komplettes Lockout zur Verfügung gestellt bekommt

Ob ein Dämpfer wippt oder nicht, hängt natürlich primär vom Hinterbau des verwendeten Fahrrades ab. Unser Nicolai Testbike fiel hier auch mit anderen Dämpfern nicht negativ auf und so war es nicht weiter erstaunlich, dass bereits im offenen Modus relativ viel Ruhe herrschte. Legt man den blauen Druckstufenhebel in die mittlere Position, ist dennoch ein deutlicher Unterschied spürbar. Der Dämpfer erhöht den Gegenhalt und Vortrieb wird noch effizienter umgesetzt. In der „Firm“ Einstellung wandelt sich das Rad in ein wahres Kletterwunder – aber nicht, weil man ein komplettes Lockout zur Verfügung gestellt bekommt.

Über ein separates, sogenanntes Reed-Ventil bekommt das Öl eine Bypass-Möglichkeit im Falle einer Krafteinwirkung vom Untergrund. Dieser Übergang findet sehr sanft statt und man hat nicht das Gefühl, hart gegen die Wurzel zu fahren und Schwung zu verlieren. In Summe generiert man ordentlich Grip und das Rad marschiert zielstrebig nach oben.

Jeder Klick rastet gut hörbar ein und am Trail sind die Änderungen deutlich spürbar

In der Vergangenheit hatte ich als schwerer Fahrer immer wieder Probleme, aufgrund des hohen Luftdrucks in der Hauptkammer die Zugstufe in den Griff zu bekommen. Auch die Druckstufendämpfung ließ oft zu wünschen übrig. Am FOX DPX2 kann ich nichts dergleichen berichten. Im Testzeitraum musste ich eingangs lediglich den Luftdruck gegenüber der Herstellerempfehlung um 10 psi erhöhen, um der etwas rückwärtigeren Flatpedal-Position gerecht zu werden. Jeder Klick Druckstufenänderung via 3 mm Innensechskant ist gut spürbar und ermöglicht eine Anpassung an die jeweilige Vorliebe oder das primäre Streckenprofil.

Allerdings: Wer Stahlfedergefühl erwartet, wird dies nicht bekommen – zumindest nicht ganz. Aber es stellt sich die Frage, ob man dieses Gefühl an einem Trail- oder Enduro-Bike überhaupt möchte. Gegenüber seinem Vorgänger Float X bietet der DPX2 ein sehr feines Ansprechverhalten; besonders wenn man auf einer unbekannten Strecke unterwegs ist und schnell seine Linie anpassen muss, ist dies von Vorteil. Beim Luftdruck blieben mir mit gut 95 kg (fahrbereit) bis zum Maximaldruck von 350 psi noch etwas über 100 psi übrig. Das macht den Dämpfer insbesondere für schwere Fahrer interessant, die mit dem Float X2 und seinem Limit von 250 psi an die Grenzen stoßen.

Besonders angetan war ich von der Kontrolle, die der Dämpfer ins Fahrwerk bringt. Mit Klickschuhen spielt dies oft weniger eine Rolle, aber mit Flats kann es den Fahrer in sehr ruppigen Passagen dann doch hin und wieder mal vom Pedal schlagen – dies passierte mir mit dem DPX2 kein einziges Mal. Wer noch mehr Gegenhalt für Flow- und Jumptrails sucht, kann schnell und einfach den blauen Druckstufenhebel umlegen und bekommt im Austausch ein sehr straffes Heck mit sehr viel Lowspeed-Druckstufe, was für viel Pop und Sprunghöhe sorgt.

Der Dämpfer befindet sich seit einigen Wochen bei uns im Test und bislang hatten keinerlei Probleme mit ihm. Wir werden ihn weiter fahren, um gegebenenfalls Schwächen aufzudecken und den Testeindruck dann zu ergänzen. Generell gilt: Der Luftkammerservice ist seit einigen Jahren bei FOX simpel und kostengünstig und selbst durch den Endkunden durchführbar. Die Kosten für ein Service-Kit belaufen sich je nach Anbieter und Umfang auf zirka 20 – 50 Euro. Garantieansprüche gehen dabei nicht verloren.

Mit dem FOX DPX2 ist den Kaliforniern ein großer Wurf gelungen. Er schlägt nicht nur die Brücke zwischen DPS und Float X2, er wird in manchen Bikes sogar dem großen Bruder Float X2 Konkurrenz machen. Seine vereinfachten Einstellmöglichkeiten machen es vor allem weniger Tuning-begeisterten Fahrern einfach, eine gute Einstellung zu finden. Der Gegenhalt ist verbessert worden und der „Firm“-Mode des Dämpfers ermöglicht mit seinem Reed-Ventil hohe Traktion in technischen Kletterpassagen mit angenehm sanften Übergang bei einem Schlag von unten. In der Abfahrt überzeugte er mit viel Traktion am Boden und mit Plattformpedalen gab es auch bei heftigen Schlagfolgen nie Probleme mit Sohlenkontakt.

Aktuell läuft der FOX DPX2 in einem Dauertest-Bike von Nicolai, welches auch als Träger für weitere Testteile dient. Er wurde auf verschiedensten Strecken bewegt und immer wieder mit neuen Federgabeln kombiniert.

Hier haben wir den FOX DPX2 getestet

Webseite: www.ridefox.com Text & Redaktion: Jens Staudt | MTB-News.de 2017 Bilder: FOX, Jens Staudt

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